Der Engländer Richard Branson ist eine der faszinierendsten und erfolgreichsten Unternehmerpersönlichkeiten der Gegenwart. Das vorliegende Buch ist eine Mischung von Autobiographie des Selfmade-Milliardärs und Erfolgsbuch. Anders als die meisten anderen Unternehmer ist Branson nicht mit einer einzigen Geschäftsidee reich geworden, sondern er hat ein ganzes Firmenimperium in sehr unterschiedlichen Segmenten aufgebaut. Am Anfang stand die Schallplattenfirma Virgin, später kamen eine Billig-Fluggesellschaft, eine Eisenbahngesellschaft und viele andere Firmen unterschiedlichster Art hinzu.
Branson ist vor allem ein Meister der Selbstvermarktung. Er schreibt, er habe „einen Großteil meines Lebens damit zugebracht, mit Freuden mich selbst und Virgin zu vermarkten. Werbung, Publicity, Promotion – nennen Sie es, wie Sie möchten – funktioniert… Die Welt ist voller Konkurrenz. Wenn Sie etwas zu verkaufen haben, egal, was es ist, müssen Sie dafür sorgen, dass es jemand merkt.“ (S.31).
Um Erfolg zu haben, so Branson, brauche man „in erster Linie gesunden Menschenverstand und eine Vision“ (S.68). Solche Visionen hat er immer gehabt – und erfolgreich umgesetzt. Derzeit ist es ein Programm, dass es Normalsterblichen ermöglichen soll, in den Weltraum zu fliegen.
Nach welchen Kriterien sucht sich Branson die Projekte aus, die er als nächstes realisiert? Er macht eigentlich keine Marktanalysen, sondern entdeckt durch Zufall bestimmte Gelegenheiten, denen er nachgeht. Und ein wichtiges Kriterium, warum er sich für ein neues Projekt entscheidet, ist, dass es ihm Spaß machen muss. „Für mich ist es wichtig Spaß zu haben, selbst im Geschäftskontext. Tatsächlich ist dies ein wesentliches Kriterium bei jedem Projekt, das ich mir vornehme… Ich will neue Ziele haben, die ich mir stecken kann. Ich trug mein Anliegen mit einer Mischung aus Leidenschaft, Glaube und Geschäftssinn vor.“ (S.70).
Bransons Einstellung ist konsequent nach vorne gerichtet. Es sei hart, wenn man bei einem Deal den Kürzeren ziehe, aber noch härter sei es, unter einer Schuld zu leiden. Man solle die Vergangenheit die Vergangenheit sein lassen und sich nicht über Dinge ärgern, die man nicht mehr ändern könne (S.110). Manches mag vielleicht banal klingen – aber man hat den Eindruck, dass Branson diese Einstellung wirklich lebt. Und das tun nicht viele.
Bransons Leben ist eine Aneinanderreihung von zahllosen neuen Ideen, die er umgesetzt hat. In der modernen Welt, so schreibt er, sei es besser, einfallsreich, erfrischend und originell zu sein als über Routine und Erbsenzählerei den Esprit zu verlieren (S. 197). „Ich habe immer wieder festgestellt, dass viele meiner besten Ideen für neue Firmen oder deren Ausweitung auf neue Bereiche entweder dadurch entstehen, dass ich mit Menschen spreche oder quasi im Vorbeigehen etwas aufschnappe. Ein echter Unternehmer schaltet seine Antennen nie aus.“ (S.236).
Dabei ist er unglaublich effizient. Sein Vorbild in dieser Beziehung ist der IKEA-Gründer, der seinen Tag in zehnminütige Abschnitte unterteilt und sagt: „Zehn Minuten, die vorüber sind, kommen nicht wieder. Teilt euer Leben in Zehn-Minuten-Einheiten ein und vergeudet nicht eine einzige Minute.“ (S.207).
Wenn man eine Idee hat, so Branson, solle man sich vor allem sehr schnell an die Umsetzung machen. Unperfekt zu beginnen sei besser, als perfekt zu zögern. Virgin Atlantic startete er mit nur einem Flugzeug. Vom Konzept bis zum Flug habe es nur „drei anstrengende, euphorische Monate“ gedauert. (S.219) „Der Anfang ist der wichtigste Teil der Arbeit“, so zitiert er den griechischen Philosophen Plato.
Bransons Buch unterscheidet sich von herkömmlichen Autobiographien dadurch, dass er allgemeinere Folgerungen aus den Dingen zieht, die er erlebt und bewegt hat – um andere Menschen damit zu inspirieren. Von herkömmlichen „Erfolgsbüchern“ unterscheidet es sich, dass derjenige, der es verfasst, garantiert genau das vorgemacht und ausgelebt hat, was er anderen empfiehlt.