Seit nunmehr 35 Jahren verfolge ich intensiv den Lebensweg von Arnold Schwarzenegger und habe sicherlich alle Biografien über ihn gelesen. Keine zeitgenössische Persönlichkeit hat mich so sehr beeindruckt wie er. Deshalb habe ich natürlich mit Spannung und wirklich Wort für Wort die 646 Seiten der in diesem Jahr erschienenen Autobiografie gelesen – und deshalb soll sie hier auch ausführlicher gewürdigt werden als andere Bücher. Ich selbst habe in meinem Leben mehr als tausend Buchbesprechungen geschrieben, aber diese ist nun die ausführlichste von allen:
Schwarzenegger wuchs in einem kleinen österreichischen Dorf als Sohn eines Polizisten auf. Als Teenager begeisterte er sich für zwei Dinge: Für Bodybuilding und für die USA. Er setzt sich schon früh das Ziel, der berühmteste Bodybuilder der Welt zu werden – und erreichte es. Danach strebte er eine Filmkarriere in Hollywood an. Die Menschen lachten ihn aus und trauten ihm allenfalls eine Statistenrolle in billigen Muskelfilmen zu. Doch Schwarzenegger erreichte auch hier seine Ziele und war einer der bestbezahlten Filmschauspieler in Hollywood. Schon früh spielte er auch mit dem Gedanken in die Politik zu gehen – und schließlich wurde er zwei Mal zum Gouverneur von Kalifornien gewählt, der achtgrößten Volkswirtschaft der Welt. Bevor er als Filmschauspieler reich wurde, verdiente er übrigens viele Millionen als Immobilien-Projektentwickler. Er investierte das im Bodybuilding und Filmbusiness verdiente Geld stets in Immobilien-Projektentwicklungen.
Sein Buch handelt von der grenzenlosen Überlegenheit des menschlichen Geistes, der auch viel stärker ist als der Körper. So erzählt er folgende Geschichte, die er mit seinem Freund und Trainingskollegen Franco Colombo erlebte: „One afternoon … we were taking turns doing squats at Gold’s Gym in California. I did six reps with 500 pounds. Even though Franco was stronger than me in the squat, he did only four reps and put the bar back. ‘I’m so tired’ he said. Just then I saw a couple of girls from the beach come into the gym and went over to say hallo. Then I came back and told Franco: ‘They don’t believe you can squat five hundred pounds.’ I knew how much he loved showing off, especially when there were girls around. ‘I’m gonna show them. Watch this.’ He picked up the 500 pounds and did ten reps. He made it look easy. This was the same body that had been too tired ten minutes before. His thighs were probably screaming ‘What the fuck?’. So what had changed? The mind.” (S. 68)
Der Erfolg von Schwarzenegger hat fünf Ursachen:
- Er setzte sich stets sehr große, scheinbar unerreichbare Ziele.
- Er erkannte die ungeheure Bedeutung der PR, – er war und ist ein PR-Genie.
- Er hatte den Mut, anders zu sein als andere, und beherrschte die Kunst der richtig dosierten Provokation.
- Er hatte stets eine ungeheure Leidenschaft, Neues zu Lernen.
- Er vereinte ein enormes Selbstbewusstsein mit einer Fähigkeit zur schonungslosen Selbstkritik.
Schon in seinen jungen Jahren als Bodybuilder lernt er die Kunst der Selbstvermarktung. So berichtet er, wie er von der Idee seines Förderers Albert Busek begeistert war, seinen Erfolg bei den Mr. Universe-Wahlen (etwas, das damals eigentlich keinen Menschen außerhalb der sehr kleinen Bodybuilderszene interessierte) zu vermarkten: Busek ermuntere Arnold, an einem kalten Tag in seinem Posing-Outfit durch die Münchner Fußgängerzone zu laufen. Dann riefen sie die Zeitungen an: „You remember Schwarzenegger who won the stone-lifting contest? Well, now he’s Mr. Universe, and he’s at Stachus square in his underwear.” Die Zeitungen fanden das eine amüsante Story und berichteten. (S. 68)
Manchmal heißt es, man solle lieber an seinen Stärken arbeiten als gegen seine Schwächen anzukämpfen. Schwarzenegger tat stets beides. Auch dies lernte er schon im Bodybuilding. Er hatte, wie alle Menschen, Muskelpartien, die sehr rasch auf das Training reagierten (so etwa seine Bizeps oder seine Brust) und andere, wo er sich schwerer tat, so etwa seine Waden. „The challenge“, so Schwarzenegger, “was to take the curse off all those weak points. It’s human nature to work on the things that we are good at. If you have big biceps, you want to do an endless number of curls because it’s so satisfying to see this major biceps flex. To be successful, however, you must be brutal with yourself and focus on the flaws. That’s when your eye, your honesty, and your ability to listen to others come in. Bodybuilders who are blind to themselves or deaf to others usually fall behind.” (S. 93) Während andere Bodybuilder im Studio gerne ihre starken Muskelgruppen zeigten, tat er genau das Gegenteil: “When I got to California, I made a point of cutting off all my sweatpants at the knees. I would keep my strongpoints covered – my biceps, my chest, my thighs – but I made sure that my calves were exposed so everyone could see.” (S. 94) Die anderen Bodybuilder verstanden nicht, warum er seine Schwachpunkte zur Schau stellte, aber für Schwarzenegger waren die spöttischen Blicke eine zusätzliche Trainingsmotivation.
Schwarzenegger hatte auch keine Angst, Fehler zu machen. Und er hat übrigens auch keine Angst, Fehler einzugestehen. Seine Autobiografie wird gerade dadurch überzeugend und lesenswert, dass er immer wieder ganz offen über seine Fehler und Fehlentscheidungen spricht – ebenso wie über seine Erfolge. Übrigens waren auch seine Immobilieninvestments, mit denen er später extrem erfolgreich war, zunächst nicht vom Erfolg gekrönt, wie er auf S.121 f. einräumt.
Schwarzenegger betont auch, er wäre niemals so erfolgreich gewesen, wenn er nicht stets seine Ziele schriftlich formuliert hätte. „I always wrote down my goals, like I’d learned to do in the weight-lifting club back in Graz. It wasn’t sufficient just to tell myself something like ‘My New Year’s resolution is to lose twenty pounds and learn better English and read a little bit more.’ No. That was only a start. Now I had to make it very specific so that all those fine intentions were not just floating around. I would take out index cards and write that I was going to:
- get twelve more units in college;
- earn enough money to save $ 5,000;
- work out five hours a day;
- gain seven pounds of solid muscle weight; and
- find an apartment building to buy and move into.
It might seem like I was handcuffing myself by setting such specific goals, but it was actually just the opposite: I found it liberating. Knowing exactly where I wanted to end up freed me totally to improvise how to get there.” (S. 137 f.)
Schwarzenegger betont auch, wie wichtig es ist, sich wirklich sehr große Ziele zu setzen: „People were always talking about how few performers there are at the top of the ladder, but I was always convinced there was room for one more. I felt that, because there was so little room, people got intimidated and felt more comfortable staying on the bottom of the ladder. But, in fact, the more people that think that, the more crowded the bottom of the ladder becomes! Don’t go where it’s crowded. Go where it’s empty. Even though it’s harder to get there, that’s where you belong and where there’s less competition.“ (S. 298 f.)
In der Erreichung seiner Ziele war er kompromisslos und lehnte auch scheinbar gute und lukrative Gelegenheiten ab, wenn diese ihm nicht bei der Erreichung seiner einmal fixierten Ziele nützten: „Nothing was going to distract me from my goal. No offer, no relationship, nothing.“ (S. 142.)
Schwarzenegger war stets ein guter Beobachter, der Gelegenheiten erkannte, wo andere sie nicht sahen. Als er nach Amerika kam, verdiente er nebenbei Geld im Baugeschäft, erkannte aber bald, wo dort die Wertschöpfung lag. „Many of our jobs entailed fixing up old houses, and it was eye opening. The owners would pay us $ 10,000 to fix up a house they’d bought for $ 200,000. Then they’d turn around and sell it for $ 300,000. Clearly there was real money to me made. So I put aside as much money as I could and started looking around for investment possibilities.” (S. 148)
Die meisten Amerikaner kaufen ein eigenes Einfamilienhaus, aber Schwarzenegger tat stets nicht das, was andere tun. „I wanted an investment that would earn money, so that I could cover the mortgage through rents instead of having to pay it myself. Most people would by a house if they could afford it; it was very unusual then to buy a rental property. I liked the idea of owning an apartment building. I could picture starting with a small building, taking the best unit for myself to live in, and paying all the expenses by renting out the rest.” (S. 148) Für einen jungen Immigranten Anfang 20 sicher keine gewöhnlichen Gedankengänge.
Schwarzenegger betrieb in den nächsten Jahren ein systematisches Immobilien-Research: “I knew every building in town. I knew every transaction: who was selling, at what price, how much the property hat appreciated since it last changed hands, what the financial sheet looked like, the cost of yearly upkeep, the interest rate on the financing. I met landlords and bankers.” (S. 149.) Schließlich fand er ein Apartmenthaus, das ihn 215.000 Dollar kostete. Er investierte all sein Erspartes (27.000 Dollar) und lieh sich von seinem Förderer Joe Weider weitere 10.000 Dollar. Viele rieten ihm von dem Investment ab, aber Schwarzenegger war stets jemand, der lieber eine Entscheidung auf der Basis von vielleicht unzureichenden Informationen traf als mit perfekten Informationen Begründungen dafür zu finden, warum er nicht handelte. Denn: „Often it’s easier to make a decision when you don’t know as much, because then you can’t overthink. If you know too much, it can freeze you. The whole deal looks like a minefield.” (S. 150)
Drei Jahre später konnte er sein erstes Apartmenthaus übrigens für das Doppelte verkaufen. „The profit on my $ 37,000 investment was $ 150,000 – I’d quadrupled my money in three years. I rolled the whole amount into a building twice the size, with twelve apartments rather than six… Making money this way doubled my confidence. I adjusted my life plan. I still wanted to own a gymnasium chain eventually, but instead of making money from movies, like Reg Park and Steve Reeves did, I would make it from real estate.” (S. 215-217)
Zurück zum Bodybuilding, mit dem er zunächst sein Geld verdiente und sich zu einer Marke machte: Damals war das ein völlig unbekannter Sport mit einem denkbar schlechten Image. Es hieß, diese Sportart (die meisten sahen es gar nicht als Sport) werde nur von extremen Narzisten betrieben oder von Leuten mit einem ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex. (S. 151) Schwarzenegger machte es sich zur Aufgabe, Bodybuilding zu popularisieren und aus dieser Nische zu befördern. „I was still focused on wanting to see bodybuilding go mainstream. It frustrated me that bodybuilding shows were never advertised to the general public.” (S. 159) Er fing selbst an, größere Bodybuildingwettbewerbe zu organisieren und einer seiner großen Erfolge war es sicherlich, Bodybuilding und Fitness in den USA ebenso wie weltweit zu popularisieren und aus der Nische herauszuholen.
Gleichzeitig begann er an seiner Schauspielkarriere zu arbeiten. Fast einhellig erhielt er negative Kommentare zu seinen Chancen auf diesem Gebiet. Die Schauspiel-Experten sagten ihm: „Look, you have an accent that scares people … You have a body that’s too big for movies. You have a name that wouldn’t even fit on a movie poster. Everything about you is too strange.” Eine Freundin gab ihm folgenden Rat über Hollywood: „Just remember, when they say ‚No’, you hear ‚Yes’, and act accordingly. Someone says to you; ‘We can’t do this movie,’, you hug him and say, ‘Thank you for believing in me.’” (S. 168)
Schauspielerei hieß für ihn vor allem, Zugang zu seiner emotionalen Seite, zu seinen Gefühlen zu bekommen – und darüber zu reden und zu reflektieren. Das war neu, überraschend und aufregend für ihn. „It was the first time I’d heard anybody articulate ideas about the emotions: intimidation, inferiority, superiority, embarrassment, encouragement, comfort, discomfort. A whole new world of language appeared … It was broadening my horizons to things that I’d ignored. In competition, I’d always walled off emotions. You have to keep your feelings under control or you can be knocked offtrack. Women always talked about emotions, but I considered it silly talk. It did not fit into my plan.” (S. 177) Nun war es an ihm, Zugang genau zu diesen Emotionen zu bekommen. Und das war zunächst nicht einfach. Sein Schauspieltrainer sagte zu ihm: „You sell yourself as being the kind of guy who doesn’t experience emotion, but don’t delude yourself. Not paying attention to it or dismissing it doesn’t mean that it is not part of you. You actually have the emotions because I see it in your eyes when you say certain things.” (S. 178)
Schwarzenegger begann auch mit der damals in Kalifornien verbreiteten Methode der Transzendentalen Meditation, weil es ihm logisch erschien, dass der Geist oder das Unterbewusstseins genau so trainiert werden müssten wie die Muskeln. (S. 182)
Nachdem er im Bodybuilding die Nr. 1 gewesen war und große Anerkennung erreicht hatte, war es für ihn nicht ganz einfach, in der Schauspielerei ganz von vorne anzufangen und vor allem eine Menge Kritik einzustecken. Aber genau dies reizte ihn auch – er brauchte eine neue Herausforderung, wollte auf keinen Fall stehenbleiben. Anfangs war es schwer für ihn, mit dieser neuen Situation umzugehen. Ein Schauspieltrainer warnte ihn, dass der Wechsel in der Karriere eine riesige Herausforderung bedeuten würde: „In this world, I wasn’t number one in the universe; I was just another aspiring actor. He was right. I had to surrender my pride and tell myself, ‚Okay, you’re starting again. You’re nothing here. You’re just a beginner. You’re just a little punk around these other actors.” (S. 185)
Schwarzeneggers Erfolgsgeheimnis ist seine extreme Lernbegierigkeit und Lernfähigkeit. Für alles suchte er Trainier. So nahm er sich einen nur auf Akzente spezialisierten Sprachtrainer, um an seinem Akzent zu arbeiten. (S. 193) Und er suchte immer wieder gezielt die Bekanntschaft von erfolgreichen Persönlichkeiten, um unmittelbar von diesen lernen zu können: „When I wanted to know more about business and politics, I used the same approach I did when I wanted to learn about acting: I got to know as many people as I could who were really good at it.“ (S. 291)
Während er einerseits lernte, die Regeln der Schauspielerei (und später die der Politik) zu beherrschen, hatte er immer wieder Spaß daran, Regeln zu brechen und gegen den Strom zu schwimmen – für ihn eine Voraussetzung, um sich selbst als Marke zu positionieren. Sein Vorbild dabei war Muhammed Ali. „What separated him from other heavyweights wasn’t only his boxing genius – the rope-a-dope, the float like a butterfly, sting like a bee – but that he went his own way, becoming a Muslim, changing his name, sacrificing his championship title by refusing military service. Ali was always willing to say and do memorable and outrageous things.” (S. 194 f.) Als Schwarzenegger die Mutter seiner künftigen Frau, die hoch angesehene Eunice Kennedy Shriver, das erste Mal sah, war das erste, was er über ihre Tochter sagte: „Your daughter has a great ass.“ (S. 222)
Schwarzenegger hatte auch einen angeborenen Hang dazu, kontroverse Meinungen zu vertreten und zu provozieren, aber er betont auch: “But outrageousness means nothing unless you have the substance to back it up – you can’t get away with it if you’re a loser.“ (S. 195) Er musste jedoch auch erst die Kunst der genau richtig dosierten Provokation erlernen – nicht zu viel und nicht zu wenig, nonkonformistisch, aber eben nicht absonderlich. Zunächst machte er in dieser Beziehung Fehler und gab Dinge von sich, die ihm später auch schadeten und die er besser nicht gesagt hätte. „I still didn’t know the difference between outlandish and offensive.“ (S. 195)
Schwarzenegger betont in seiner Autobiografie immer wieder die Bedeutung von PR und zeigt ein hohes Maß an Verständnis für deren Funktionsweisen. Schon in seinen Zeiten als Bodybuilder befasste er sich mit dem Thema. So berichtet er von einem Berater, der ihm erklärte, „that ordinary press releases were a waste of time, especially if you were trying to get the attention of TV reporters. ‘They don’t read!’ he said. Instead, he knew dozens of journalists and their editors personally.” (S. 204)
Schwarzenegger beschreibt in seinem Buch immer wieder, wie er die Filmverleiher drängte, mehr für die internationale PR zu tun. Schon bei seinem ersten Film Pumping Iron tat er sehr viel mehr für die Vermarktung, als das andere Schauspieler tun – und zwar nicht nur, um dem Film zu nutzen, sondern vor allem auch, weil er dies als Gelegenheit sah, sich selbst zu vermarkten: „I was also promoting myself. Every time I was on the radio or TV, people became a little more familiar with my accent, the Arnold way of talking, and a little more comfortable and at ease with me. The effect was the opposite of what the Hollywood agents had warned. I was making my size, accent and funny name into assets instead of peculiarities that put people off.” (S. 213 f.)
Bei seinem ersten großen Filmerfolg, „Conan der Barbar“, schlug das Filmstudio vor, er solle Promotion dafür in Italien und Frankreich machen. Aus seiner Sicht war das lächerlich wenig. Er sagte: „Guys, why don’t we be more systematic? Spend two days in Paris, two days in London, two days in Madrid, two days in Rome, and then go up north. Then say that we go to Copenhagen, and then to Stockholm, and then to Berlin. What’s wrong with that?” (S. 278)
Auch für den Folgefilm, “Conan the Destroyer” unternahm er eine extrem ambitionierte PR-Tour: „I went on as many national and local talk shows as would book me, starting with Late Night with David Letterman, and gave interviews to reporters from the biggest to the smallest magazines and newspapers.”
Schwarzenegger unterstreicht, dass sich seine Einstellung zu PR grundlegend von der anderer Schauspieler und Autoren unterschied, die sich primär als Künstler sahen und zu vornehm waren, sich selbst zu verkaufen. „The typical attitude seemed to be, ‚I don’t want to be a whore. I create; I don’t want to shill. I’m not into the money thing at all.” Schwarzenegger hatte dagegen eine viel positivere Einstellung zum Geldverdienen und sah sich vor allem als Geschäftsmann: “Too many actors, writers, and artists think that marketing is beneath them. But no matter what you do in life, selling is part of it.” (S. 279) Immer wieder betont er in seinem Buch: “Same with bodybuilding, same with politics – no matter what I did in life, I was aware that you had to sell it.” (S. 342)
Schwarzenegger sah, anders als viele andere Amerikaner, niemals nur die USA, sondern seine Bühne war schon sehr früh die ganze Welt. Sowohl mit Blick auf seine Filme wie auch auf seine Bücher argumentierte er: „The United States accounts for only 5 percent of the world’s population, so why would you ignore the other 95 percent? Both industries (Filme und Bücher, R.Z.) were shortchanging themselves.” (S. 279)
“Whenever I finished filming a movie”, so Schwarzenegger, “I felt my job was only half done. Every film had to be nurtured in the marketplace. You can have the greatest movie in the world, but if you don’t get it out there, if people don’t know about it, you have nothing. It’s the same with poetry, with painting, with writing, with inventions.” (S. 341 f.)
Das globale Denken ist ein Charakteristikum von Schwarzenegger, das ihn von manchen anderen Amerikanern unterscheidet. Bei jedem Film fragte er sich, wie dieser wohl in anderen Ländern wirken werde. „How will this play in Germany?“, „Will they get in Japan? How will this play in Canada? How will this play in Spain? How about the Middle East?” In den meisten Fällen, so Schwarzenegger, verkauften sich seine Filme sogar außerhalb der USA besser. „That was partly because I traveled all over promoting them like mad.“ (S. 340)
Schwarzeneggers Leben hat, dies wird in jedem Kapitel des Buches deutlich, eine ungeheure Intensität und Vielfalt. „I loved the variety in my life. One day I’d be in a meeting about developing an office building or a shopping center, trying to maximize the space. What would we need to get the permits? What were the politics of the project? The next day I’d be talking to the publisher of my latest book about what photos needed to be in. Next I’d be working with Joe Weider on a cover story. Then I’d be in meetings about a movie. Or I’d be in Austria talking politics with Fredi Gerstl and his friends. Everything I did could have been my hobby. It was my hobby in a way. My definition of living is to have excitement always; that’s the difference between living and existing.” (S. 291)
In der Schauspielerei war er zunächst auf Action-Filme festgelegt. Folgen wie Conan oder die verschiedenen Terminator-Filme waren zwar wirtschaftlich sehr erfolgreich, doch Schwarzenegger wollte Anerkennung auch in ganz „normalen“ Filmen finden. Schon früh entdeckte er, dass Humor sein besonders Markenzeichen war, gerade im Vergleich zu anderen Action-Helden wie Sylvester Stallone, Clint Eastwood oder Chuck Norris. (S. 338) Die humorvollen Sprüche wurden sein Markenzeichen in all seinen Filmen. „From then on, in all my action movies, we would ask the writers to add humor, even if it was just two or three lines. Sometimes a writer would be hired specifically for that purpose. Those one-liners became my trademark.” (S. 340)
Schwarzenegger setzte sich als nächstes das Ziel, erfolgreich Komödien zu spielen. Nichts sagt mehr über sein Erfolgsrezept und seine Lebenseinstellung als die Tatsache, dass er nun sogar ein Lernprogramm zum Thema Humor begann und sich einen Mentor dafür suchte. Wer sonst würde wohl auf die Idee kommen, systematisch Humor zu lernen und sich einen Comedy-Mentor zu suchen? „You have to figure out your potential. So let’s say on a scale of 1 to 10, with Milton Berle a 10, my potential is a 5. In comedy his potential was much greater than mine, obviously, but maybe not in something else … But the trick is how do you reach 100 percent of your potential? It was the right time in my career to expand into comedy and throw everything off a little bit.” (S. 358) Für ihn sei es als Europäer noch besonders schwierig gewesen, weil der Humor der Amerikaner nun einmal ein anderer sei als der der Europäer.
Schwarzenegger begann also, sich mit den besten Comedy-Darstellern zu umgeben und in diese Szene einzutauchen. „So meeting these guys and being included in their world gave me a chance to understand it (die amerikanische Art von Humor) better. I discovered that I really like being around people who are funny and who write comedy and who are always looking to say things in a unique way. “ (S. 358 f.)
Die erste reine Komödie, die Schwarzenegger spielte, wurde für ihn ein extremer wirtschaftlicher Erfolg – und zwar deshalb, weil er ohne ein Fixhonorar spielte, sondern stattdessen eine sehr lukrative Erfolgsbeteiligung vereinbart hatte. Die Idee wurde ursprünglich geboren, weil klar war, dass ein normales Fixhonorar für drei sehr erfolgreiche Hollywood-Schauspieler zu teuer würde, um die Filmproduktion noch wirtschaftlich rentabel für das Studio zu gestalten. Also handelten Schwarzenegger und die beiden anderen Stars aus, dass sie alle drei 37,5 Prozent des Ertrages bekommen würden. „And that 37,5 percent was real, not subject to all the watering-down and bullshit tricks that movie accounting is famous for.” (S. 363) Allein mit diesem Film verdiente er auf diese Weise mehr als 35 Millionen US-Dollar. (S. 374)
Nachdem Schwarzenegger sowohl im Bodybuilding wie auch im Filmgeschäft alles erreicht hatte, was er erreichen konnte, suchte er die nächste Herausforderung. „Becoming the biggest action star had been the next challenge. Eventually I’d accomplished that as well. Then I’d gone another step, into comedies. But I’d always known I’d grow out of that too … I loved the idea of new challenges, along with ne dangers of failure.” (S. 402 f.) Die nächste Herausforderung, die er suchte, sollte die Politik sein.
Schwarzenegger war, wie er beschreibt, instinktiv Republikaner. Er bewunderte Richard Nixon und vor allem Ronald Reagan, weil diese für die Freiheit des Individuums und die Überlegenheit der Marktwirtschaft gegenüber staatlichem Dirigismus standen. Diese Grundüberzeugung blieb Zeit seines Lebens eine Konstante in seinem Denken. Wie keinen anderen Denker bewunderte er den Ökonomen Milton Friedman. In dieser Hinsicht war er ein typischer Republikaner.
In anderer Hinsicht jedoch vertrat und vertritt er eher die Ansichten der Demokraten – so etwa zur Abtreibungsfrage, zu gleichgeschlechtlichen Ehen, zum Klimawandel und Umweltschutz oder zu Beschränkungen der „Waffenfreiheit“. Schwarzenegger wurde politisch durch die Kennedy-Familie sozialisiert, und dies spiegelte sich dann auch in vielen seiner Ansichten wider. Er hatte ja in den Kennedy-Clan eingeheiratet und seine Schwiegereltern waren – trotz mancher politischer Differenzen – für ihn Vorbilder. Schwarzenegger beklagt denn auch an vielen Stellen seiner Autobiografie, dass sich seine eigene Partei in der Bush-Ära zu weit nach rechts entwickelt habe.
Die Gelegenheit, ein hohes Amt in der Politik zu erreichen, ergab sich im Zusammenhang mit einem sogenannten „Recall“-Verfahren, das gegen den amtierenden Gouverneur von Kalifornien angestrengt wurde. Schwarzenegger berichtet, wie er bis zum Schluss zögerte, ob er selbst kandidieren sollte, zumal seine Frau vehement dagegen war. (S 494 ff.) Schließlich verkündete er überraschend in einer Talkshow seine Kandidatur. Seine Maximen im Wahlkampf lauteten: „Don’t geht caught up in detail. Be likeable, be humorous. Let the others hang themselves. Lure them into saying stupid things.“ (S. 509)
Im Wahlkampf wurde er von seinen Gegnern scharf angegriffen: Er wurde von Frauen der sexuellen Belästigung bezichtigt, sein Vater wurde als “Nazi” bezeichnet und er selbst als Hitler-Bewunderer. Wie reagierte Schwarzenegger in dieser Situation, wie konterte er die Angriffe? „My rule of thumb about damaging accusations was that if the accusation was false, fight vigorously to have it withdrawn; if the accusation was true, acknowledge it and, when appropriate, apologize.“ (S. 511)
Die Geschichten über seine angebliche Hitler-Bewunderung konnte er leicht widerlegen, und was die sexuellen Belästigungen anlangt, so erklärte er vor einem breiten Publikum: „A lot of those stories are not true. But at the same time, I always say whereever there is smoke, there is fire. And so, yes, I have behaved badly sometimes. Yes, it is true that I was on rowdy movie sets, and I have done things that were not right, which I thought then was playful, but now I recognize that I have offended people. And those people that I have offended, I want to say them, I am deeply sorry about that, and I apologize.” (S. 511)
Dies ist übrigens ein ausgezeichnetes Beispiel für die Rhetorik eines Arnold Schwarzenegger. Er knüpft an dem an, was die meisten Menschen ohnehin denken („wo Rauch ist, ist auch Feuer“), weist die Vorwürfe zurück und entschuldigt sich gleichzeitig ganz pauschal bei allen, bei denen irgend ein Grund dazu bestehe. Auch bei den Angriffen im Wahlkampf zeigte er wieder seine Begabung für PR.
Schwarzenegger gewann denn auch seinen ersten Wahlkampf haushoch – aber die Probleme sollten jetzt erst beginnen. Kalifornien litt schon damals – wie heute – unter einer extremen Verschuldung. Die Situation war auch für Schwarzenegger kaum in den Griff zu bekommen, weil viele Lobbygruppen des öffentlichen Dienstes jährlich steigende, extreme hohe Pensionszusagen durchgesetzt hatten. Zudem hatte er immer wieder mit der Macht der Gewerkschaften zu kämpfen.
Teilweise war er erfolgreich, weil er immer wieder zu Instrumenten der direkten Demokratie griff und seine Reformvorschläge als Volksabstimmungen einbrachte. Manchmal half es schon, wenn er damit drohte. Am Ende gelang es ihm jedoch nicht, die Macht der Gewerkschaften und Interessengruppen zu brechen.
Am Ende seiner ersten Amtszeit lag er in den Umfragen weit zurück und kaum jemand gab ihm eine Chance für eine zweite Amtszeit. Doch Schwarzenegger zeigte sich auch jetzt extrem flexibel und lernbereit, ging auf seine Gegner zu, suchte vor allem nach politischen Kompromissen, wo er früher – oftmals vergeblich – auf Konfrontation gegangen war. Die Finanz- und Hauspreiskrise, die während seiner zweiten Amtszeit Kalifornien besonders stark traf, verhinderte, dass er das gigantische Defizit-Problem Kaliforniens lösen konnte. Dennoch konnte er am Ende stolz auf viele Erfolge zurückblicken: „We made a hell of a lot of progress, and we made a lot of history: workers’ comp reforms, parole reforms, pension reforms, education reforms, welfare reforms, and budget reforms not once, not twice, but four times… We made our state an international leader in climate change and renewable energy; a national leader in health care reform and the fight against obesity; we launched the biggest infrastructure investment effort in generations; and tackled water, the thorniest issue in California politics.” (S. 587)
Am Schluss seines Buches gibt er einige Tipps und versucht, die Erfolgsfaktoren zu identifizieren, die für einen großen Erfolg maßgeblich waren. Vor allem betont er, wie wichtig es ist, den Mut zu haben, anders zu sein, sich zu unterscheiden. Man solle nicht der breiten Masse folgen. „Never follow the crowd. Go where it’s empty.“ (S. 605). Und vor allem solle man ein „Nein“ nicht akzeptieren: „When someone tells you no, you should hear yes… The only way to make the possible possible is to try the impossible.“ (S. 605). Schließlich betont er immer wieder, wie wichtig es ist, ein “guter Verkäufer” zu sein. „No matter what you do in life, selling is part of it… People can be great poets, great writers, geniuses in the lab. But you can do the finest work and if people don’t know, you have nothing!” (S. 606)
Schließlich rät er: „Don’t overthink.” Wer alles überanalysiert, statt zu handeln, wird keinen Erfolg im Leben haben. Zum Teil müsse man auch lernen, auf seinen Instinkt zu hören. Und schließlich helfe auch der Humor oft weiter, Menschen zu überzeugen, Erfolg zu haben – und dabei vor allem das Leben zu genießen. Das Buch endet mit der Aufforderung: „We should all stay hungry!“ (S. 618) Was das wohl für Arnold Schwarzenegger selbst bedeutet, der jetzt 65 Jahre alt ist? Man darf neugierig sein, was er noch vorhat, was die nächsten Stationen in seinem Leben sein werden.