Die Autoren waren zunächst auf der Suche nach einer neuen Wohnung und haben Zeitungsanzeigen gelesen, im Internet gestöbert und sich per Mail Angebote schicken lassen. Darunter waren so viele witzige und absurde Anzeigen und Formulierungen, dass sie begannen, systematisch auf die Suche zu gehen. So entstand dieses Buch.
Das Buch ist auch ein Buch über unsere Branche, denn neben Privatleuten wurden viele Anzeigen von Immobilienverwaltern, Maklern und Bauträgern formuliert. Viele Anzeigen sind einfach nur deshalb schräg, weil deren Verfasser mit der deutschen Sprache auf dem Kriegsfuß stehen. Manchmal versteht man gar nicht so recht, was gemeint ist. Oft sind die Anzeigen – unfreiwillig – komisch und ich habe bei der Lektüre immer wieder gelacht. Wem das Lesen dieses Buches keinen Spaß macht, der hat definitiv keinen Humor. Ich habe übrigens gleich 20 Bücher bestellt, um sie zu verschenken – so gut hat mir das Buch gefallen.
In einem zweiten Schritt habe ich nachgedacht, was denn an manchen dieser Anzeigen gut ist und warum auch manche auf den ersten Blick schräg wirkende Formulierungen vielleicht besser (d.h. wirksamer) sind als es eine wohlgeschliffene Anzeige wäre – doch dazu einige Beispiele am Schluss dieser Besprechung.
Hier zunächst eine Auswahl von Anzeigen, die ich besonders lustig fand.
- „Die S-Bahn hat die Mieter nach vielen Jahren nicht gestört.“
- „Die Wohnung verfügt über ein großes Living-Wohnzimmer mit Verbindung zur Designerküche von Leicht.“
- „Lassen Sie sich die Wohnung nicht entgehen! So etwas gibt es selten zur Möglichkeit der Miete.“
- „Aus dem schicken Tageslichtbad kommen Ihre Gäste gar nicht mehr raus.“
- „Die Terrassen/Balkone sind insgesamt von allen Himmelsrichtungen belichtet.“
- „Vor dem Wohnzimmer reckt sich der Balkon der Sonne entgegen.“
- „Das Masterbadezimmer mit Walk-In-Dusche und Badewanne ist tagesbelichtet.“
- „Alle Räume sind mit hellem Laminat ausgelegt und einem zeitlosen Badezimmer.“
- „Wohnen, so schön wie in einem Traum, in einer Architektur, die steingewordene Musik scheint.“
- „Die Küche inspiriert Sie zu ungeahnten Kochkünsten.“
- „Wichtig ist noch zu erwähnen, dass das Haus trotz der Nähe zum Flughafen und zur Stadtautobahn eine Oase der Ruhe ist.“
- „Hinter dem Bad befindet sich die Küche. Der Zugang erfolgt jedoch nicht über die Badewanne, sondern bequem vom Zimmer aus.“
- „Ein exklusiver Keller gehört zum Dachgeschoss.“
- „Vorteilig ist auch ein gepflegter SB-Markt, der sich jedoch nicht störend auswirkt.“
- „Die fußnahen differenzierten Einkaufsmöglichkeiten sowie die Restaurants und Cafés rechtfertigen eine gute Wohnlage in diesem Gebiet.“
- „In Bergisch Gladbach – Luxuswohnungen verfügbar: ca. 25 Minuten von Shell und Ford.“
- „Hier finden Sie neben Künstlern und Angehörigen kreativer Berufe auch den Banker und Manager – multikulturell eben.“
- „Kulturhistorisch im Schatten der römisch-germanischen Varusschlacht gelegen, genießt der Eigentümer die Nähe zu Osnabrück als auch zu Münster.“
- „Im Herzen des Kölner Zentrums, in einer ruhigen Seitenstraße unweit des Kölner Szeneviertels gelegen, gehen das Urban Living und der Modern Art Style auf einzigartige Weise eine einmalige Symbiose ein.“
- „Ein hoher Baumbestand, gepaart mit Ruhe zum Hören, unterstreicht eine hohe Wohnqualität im Herzen von Zehlendorf.“
- „Auffallend ist die nach hinten verlagerte Lage des Hauses, denn sie erweckt ein außerordentliches Flair.“
- „Im Obergeschoss befinden sich zwei große Schlafzimmer, die sich ein Designerbad teilen.“
Viele Anzeigen wirken allein schon deshalb schräg, weil der Inserent sonst wohl nicht so viel Gelegenheit hat, sich im schriftlichen Ausdruck zu üben. „Gesamt Wohnung ist Komplett renoviert bzw. Erstbezug nach der Saniert.“ Aha. Man ahnt, wenigstens, was gemeint ist. Schwerer zu ergründen ist dagegen folgende Anzeige: „2 Single Raum Wohnung in Steglitz.“ Ist hier eine Zwei-Zimmer für einen Single gemeint? Nicht ganz klar fand ich auch: „Die Zweizimmerwohnung im 1.Obergeschoss ist in den ruhigen und grünen Hofgarten gelegen.“ Aha.
In einer anderen Anzeige heißt es: „Das repräsentative Haus besitzt den Charme des Zwanzigerjahre und eines staatlichen Bürgerhauses.“ Vielleicht war ein „stattliches Bürgerhaus“ gemeint, was auch immer das sein mag.
Die Kreativität in den Anzeigen ist grenzenlos. Hier liest man vom „Master Bedroom“, von der „Livingzone“, dem „Cabrio-Wohnen“, der „Powerdusche“, dem „Outdoor-Essbereich“ oder von „modernen Kochbegehrlichkeiten“.
Gut an vielen Anzeigen fand ich, dass sich der Inserent offenbar Gedanken gemacht hat, wie er ein Alleinstellungsmerkmal für seine Wohnung findet. Meist ging das allerdings nach hinten los: „Der Wasserdruck ist super, und das warme Wasser funktioniert einwandfrei.“ Das ist natürlich ein tolles Alleinstellungsmerkmal! In einer anderen Anzeige heißt es: „Die soliden Stützen geben den großen Balkonen Halt.“ Da fragt man sich: Wem nichts anderes einfällt, dessen Wohnung hat wohl wirklich nichts Besonderes zu bieten. Manch einer versucht auch, negative Merkmale ins Positive zu wenden: „Ein Aufzug ist nicht vorhanden – das stärkt Ihr Herz und Ihre Fitness für den Alltag und ein gesundes, längeres Leben.“
Andererseits habe ich mir manchmal gedacht: Warum nicht? So heißt es in einer Anzeige: „Die Nachbarn sind einfach super lieb, wo hat man das heutzutage noch.“ Vielleicht sind manche der unbeholfen-authentisch formulierten Anzeigen doch nicht so schlecht. Zumindest kann man so auffallen und sich von anderen unterscheiden. Und manchmal wird vielleicht auch die Fantasie des Lesers ein wenig angeregt, der bei einer Anzeige hängenbleibt, weil beim Lesen ein schönes Bild entsteht: „Der Südbalkon ist ein Traum, hier kann man sich im Sommer gut bräunen.“ Vielleicht ist eine solche Anzeige besser als eine sachlich-kühle und von einem Deutschlehrer im perfekten Deutsch formulierte Anzeige? R.Z.