In ihrem Buch stellt die Autorin 21 ungewöhnliche Unternehmer vor. Es sind Menschen, die meist zuvor als Angestellte gearbeitet und sich dann irgendwann selbständig gemacht haben. Und zwar mit ganz ungewöhnlichen Ideen. Um ehrlich zu sein: Ich glaube, bei keiner Idee hätte ich spontan gesagt: „Ja, toll, das kann funktionieren.“ Und doch haben offenbar viele dieser ungewöhnlichen Ideen funktioniert.
Ein Beispiel: Hätten Sie gedacht, dass man Geld mit der Idee verdienen kann, dass sich Menschen im Wald unter einem Baum bestatten lassen, statt auf dem Friedhof? Axel Baudach war zuvor Manager bei der Deutschen Bank und dann bei dem amerikanischen EDV-Unternehmen EDS. So hört sich nicht die Karriere eines Spinners an. Irgendwann hörte er von Urnenbeisetzungen im Wald. Das gab es schon in der Schweiz, aber in Deutschland sprach schon einmal die Tatsache gegen diese Idee, dass es hier einen sogenannten gesetzlichen Friedhofszwang gab.
Der findige Manager umging dieses Verbot zunächst und ruhte und rastete dann nicht, bis es aufgehoben wurde. „In wenigen Jahren erwirtschaftete das Unternehmen einen siebenstelligen Umsatz, während sich die Mitarbeiterzahl jährlich verdoppelte. Das öffentliche Interesse an der neuen Bestattungsform wurde so stark, dass nach und nach in fast allen Bundesländern die Gesetze angepasst werden mussten, um die Bestattung in der Natur zu ermöglichen.“ (S. 81) Schließlich expandierte er nach den USA und Korea, wo er sieben „FriedWälder“ eröffnete.
Die anderen Beispiele in dem Buch muten nicht minder skurril an. Da wird die Geschichte von einem Topmanager erzählt, der nach einer Lebenskrise kündigte und sich als „Transformationstherapeut“ selbständig machte. In seiner Firma arbeiten inzwischen 25 feste und zahlreiche freie Mitarbeiter, er verdient Geld mit Vorträgen, Seminaren, Schulungen, Büchern, CDs. Und er gründete eine „Therapeutenschule“, in der seit 2002 „Transformationstherapeuten“ nach seiner patentierten Methode ausgebildet werden. Zurzeit sind es 200 im Jahr (S. 26).
Dagegen mutet die Geschichte von einer Berlinerin, die liebevoll Handtaschen und Frauenschuhe repariert, schon fast ein wenig gewöhnlich an. Das ist vielleicht die einzige Geschichte, bei der ich spontan gesagt hätte: „Ja, das scheint eine gute Idee zu sein, das leuchtet mir ein.“
Andere Geschichten in dem Buch erzählen von Menschen, die sich als „Gedankendoping“-Experten oder als „Querdenker“ selbständig gemacht haben, die für andere Menschen deren „digitalen Nachlass“ verwalten oder auf Musikfestivals Lösungen bieten, damit man sein Handy auch dort aufladen kann, wo es normalerweise keine Steckdose gibt.
Das Buch, so schreibt die Autorin im Vorwort, soll kein Ratgeber sein, wie man ein ungewöhnlicher Unternehmer wird. Sondern ein Mutmachbuch, das zeigt, dass jeder aus seinen individuellen Fähigkeiten und Talenten etwas Außergewöhnliches machen kann. Die Möglichkeiten, sich selbständig zu machen, seien noch niemals so gut gewesen wie heute, betont sie. Insbesondere das Internet und die sozialen Medien dienen als Katalysator und machen es Gründern einfacher, ihre ungewöhnlichen Ideen umzusetzen.
Leider erfährt man nicht, ob die Personen wirklich Geld mit ihren Ideen verdienen – und wie viel. Bei manchen Geschichten hat man den Eindruck, dass sie offenbar auch ökonomisch recht gut funktionieren, bei anderen weiß man es nicht so genau.
Das Buch macht in der Tat Menschen Mut, sich mit ungewöhnlichen Ideen selbständig zu machen. Die Autorin verschweigt auch nicht, dass das oft schwierig und riskant ist. Sicher ist es kein Zufall, dass das Buch einige ehemals erfolgreiche Manager portraitiert, die dann auch in der Selbständigkeit erfolgreich waren. Wer dagegen schon als Angestellter versagt hat und dann hofft, mit der Selbständigkeit werde alles besser, wird nicht selten enttäuscht, weil er dann merkt, dass die Probleme nicht an seinem Chef lagen, sondern an ihm selbst. R.Z.