empfohlene-wirtschaftsbuecher.de: Herr Scherg, wieso war es aus Ihrer Sicht an der Zeit, ein Buch zum Thema „Rufmord im Internet“ zu veröffentlichen?
Christian Scherg: Rufschädigung im Internet ist längst Realität und gewinnt zunehmend an Bedeutung. Das Thema betrifft nicht nur Prominente oder Privatpersonen – es wird auch in zunehmendem Maße für Unternehmen und deren Produkte relevant. Leider ist das Problembewusstsein noch immer bemerkenswert schwach ausgeprägt. Um eine Person, ein Produkt oder ein Unternehmen in Misskredit zu bringen, reichen im Internet wenige Mausklicks. Der so angerichtete Schaden allerdings ist permanent – und er betrifft nicht allein die virtuelle Welt des Internet: Ob Kauf- oder Personalentscheidung, fast immer wird das betreffende Produkt, das Unternehmen oder die Person erst einmal „gegoogelt“. Liefert die Suchmaschine negative Ergebnisse, hat das durchaus Konsequenzen für die Entscheidung. So kann Rufschädigung im Internet eben auch reale Existenzen, Unternehmen und Arbeitsplätze bedrohen. Ein guter Ruf, der über Jahre mühsam aufgebaut wurde, kann im Internet binnen weniger Sekunden zerstört werden.
empfohlene-wirtschaftsbuecher.de: Was war Ihre persönliche Motivation, dieses Buch zu schreiben?
Scherg: Zunächst einmal: Weil es so ein Buch noch nicht gibt. Dennoch erfahre ich jeden Tag, dass es hier eine ungeheure Menge von Fragen gibt: nicht nur von Seiten der tatsächlich Betroffenen, sondern letztlich aus der gesamten Internet-Gemeinde. Die Unsicherheit, wie man mit den Risiken, Gefahren und auch den realen Angriffen aus der virtuellen Welt umgehen kann, führte für mich zu dem Entschluss, wenigstens einige der Erfahrungen, die ich persönlich – und nicht zuletzt auch mit der Revolvermänner GmbH – erworben habe, einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wenn es mit diesem Buch möglich sein sollte, die Aufmerksamkeit zu steigern, mit der viele – oder auch nur einige – von uns im Netz agieren, dann ist das schon ein Erfolg. Wer sich ins Internet wagt, sollte zumindest wissen, welche Gefahren dort lauern und sich entsprechend vorsehen. Nur so können wir es den Angreifern wenigstens etwas schwerer machen.
empfohlene-wirtschaftsbuecher.de: Kurz zusammengefasst: Wenn mir jemand Schaden zufügt und im Internet Rufmord über die unterschiedlichsten Kanäle betreibt – was kann ich dann tatsächlich noch machen?
Scherg: Ebenso kurz geantwortet: Die „1.000 besten Tipps und Tricks“ gegen den Rufmord im Internet gibt es nicht – und es kann sie auch nicht geben, weder für Privatpersonen noch für Unternehmen oder Institutionen, denn jeder Fall ist nun mal einzigartig. Ganz gleich, wer angegriffen wird: sein Handlungsspielraum ist eng begrenzt. Wer von einer Online-Reputationsattacke betroffen ist, sollte zunächst einmal kühlen Kopf bewahren und sich selbst ein paar Fragen stellen. Etwa: Wer ist der Angreifer? Mit welchen Mitteln arbeitet er? Und: Was ist das eigentliche Ziel der Attacken? Aus den Antworten auf diese Fragen leiten sich schon mögliche Gegenmaßnahmen ab: Im einen Fall mögen juristische Mittel greifen, in einem anderen Fall kann eine technische Lösung greifen, im dritten Fall vielleicht eine kommunikative Lösung. Die Palette der Möglichkeiten reicht von Mediation über Verdrängungstaktiken durch eigene Webinhalte in Kombination mit Online-PR bis hin zu rechtlichen Konsequenzen.
empfohlene-wirtschaftsbuecher.de: Warum sollte ich im Falle von Rufmord/Schädigung einen professionellen Dienstleister in Anspruch nehmen?
Scherg: Wer sich persönlich angegriffen fühlt, hat stets den ersten Impuls, selbst gegen seinen Angreifer zurück zu schlagen: Je härter desto besser. Genau dies allerdings bringt meistens mehr Schaden als Nutzen. Unerfahrene Betroffene verfügen naturgemäß nicht über die technischen Mittel professioneller Agenturen. Das sind Mittel, mit denen sämtliche Angriffspunkte offenbar werden. Den Betroffenen fehlt das juristische Know-how, mit dem man – ohne sich selbst zu schaden – wirksame Gegenmaßnahmen ergreifen kann und so fort. Professionelle Agenturen für Online-Reputationsmanagement besitzen nicht nur dieses Wissen, sie kennen auch die Gefahrenpotenziale im Internet. Schließlich verfügen sie auch über die Erfahrung, die es ermöglicht, Online-Angriffe systematisch zu analysieren und gezielt anzugehen. Darüber hinaus wissen sie auch, wie sich individuelle Präventiv-Strategien entwickeln lassen , um möglichen Angreifern Rufmordattacken in Zukunft so schwer wie möglich zu machen.
empfohlene-wirtschaftsbuecher.de: Herr Scherg, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Die Besprechung zu diesem Buch finden Sie hier: