Sie zeigen zu Recht die Gefahren auf, die aus der Anlagepolitik von Lebensversicherungen resultieren. 90 % der Gelder stecken in Anleihen, die Aktien- und Immobilienquote, die gesetzlich möglich wäre, ist bei Weitem nicht ausgeschöpft. Wie erklären Sie sich diese Anlagepolitik, die – wie Sie richtig zeigen – mit Sicherheit zu erheblichen Problemen führen muss?
Die Regulierung und Vorgaben der Anlageverordnung für Versicherungsunternehmen trugen sicherlich wesentlich zu der starken Ausrichtung auf Anleihen bei. Wie Sie richtig anmerken, hätten Versicherungsunternehmen jedoch durchaus größere Freiheiten bei der Anlage. Warum dies in der Praxis nicht umgesetzt wird, ist aus meiner Sicht durch zwei Faktoren beeinflusst. In der Vergangenheit konnten Versicherungsunternehmen aufgrund des höheren Zinsniveaus ihre Garantieversprechen bereits mit einer Anlage in Anleihen erfüllen. Der kalkulierbare Zahlungsstrom von Anleihen ermöglichte Ihnen die langfristigen Verbindlichkeiten auf der Anlageseite abzubilden (Asset-Liability-Management). Historisch sind Aktien und auch Immobilien aufgrund der höheren Volatilität, des bei Immobilien höheren Aufwands und der fehlenden Expertise dagegen untergewichtet. Eine um den Jahrtausendwechsel erfolgte Erhöhung der Aktienquoten der Versicherer trug aufgrund der erlittenen Verluste zudem zu einer erneuten Verringerung der Aktienquoten und einer „Aversion“ vor dem Anlagesegment bei.
In Ihrem Buch zeigen Sie, dass man mit Staats- und Unternehmensanleihen künftig nicht mehr viel verdienen kann und das Risiko eines Kursverlustes bei anziehenden Zinsen immens ist. Auch Immobilien kommen bei Ihnen vergleichsweise schlecht weg. Zu Gold, Hedgefonds, Private Equity etc. äußern Sie sich nicht. Da bleiben dann eigentlich nur noch Aktien. Aber eine Aktienquote von 100 Prozent würden Sie ja sicher auch nicht empfehlen. Wie könnte das Depot eines konservativen Anlegers, der 50 Jahre alt ist, beispielhaft aussehen?
Wir stimmen Ihnen zu, dass eine Aktienquote von 100 Prozent sicherlich auch einem eher risikofreudigen Anleger nicht zu empfehlen ist. Wie im Buch dargestellt sollten aus unserer Sicht risikofreudige Investoren auch defensive Investments beimischen genauso wie konservative Investoren durchaus eine kleine Aktienquote im Portfolio halten. Insgesamt sollte ein Anleger immer eine breite Streuung über unterschiedliche Anlageklassen innerhalb des von ihm angestrebten Rendite/Risiko-Profils umsetzen und das Portfolio regelmäßig an die Ausgangsgewichtung anpassen (Rebalancing). Absolute Return Strategien, zu denen wir auch Hedgefonds zählen, sollten aus unserer Sicht gerade auch im aktuellen Marktumfeld einen Bestandteil des Portfolios darstellen und sind in den meisten Portfolios derzeit nicht berücksichtigt. Eine Investition in (physisches) Gold kann ein Anleger je nach eigener Einschätzung als „Versicherung“ einem Portfolio beimischen. Da Gold jedoch keine Erträge liefert ist es nach unserer Einschätzung weniger als Anlageklasse zu sehen als vielmehr als Währung, die durchaus eine höhere Volatilität aufweist.
Eine generelle Aussage zur Portfoliostruktur für einen 50jährigen Anleger lässt sich sicherlich kaum treffen, da jede persönliche Situation auch individuell betrachtet werden muss. Zudem muss die Risikotoleranz und auch die Risikotragfähigkeit des Investors berücksichtigt werden. Ein ausgewogenes Portfolio über offensive Portfoliobausteine (insbesondere Aktien) und defensive Portfoliobausteine (im aktuellen Umfeld insbesondere flexible Rentenstrategien) sowie Absolute Return Bausteine stellt eine sinnvolle Ausgangsbasis dar und kann wenn gewünscht um Investition und nach persönlicher Präferenz bspw. um Investition in Gold ergänzt werden.
ETFs werden nur an wenigen Stellen des Buches erwähnt. Sie selbst legen ja Dachfonds auf. Kann man zeigen, dass die mit Ihren Dachfonds erzielten Renditen auf lange Sicht – auch bei Berücksichtigung von Kosten – höher sind als ein passives Investment, etwa in einen ETF auf den MSCI World? Es gibt ja zahlreiche Studien, dass aktive gemanagte Fonds durchschnittlich deutlich schlechter abschneiden als passive Investments. Gelingt es, mit Ihrem auf die Auswahl von Fondsmanagern ausgerichteten Selektionsprozess den Index dauerhaft zu schlagen?
Ein Investment in einen ETF kann für Anleger durchaus einen kostengünstigen Weg zur Investition beispielsweise in Aktien darstellen und ist insofern als möglicher Weg aus der Zinsfalle für langfristig orientierte Gelder zu begrüßen. Wie Sie richtigerweise darstellen, schaffen es langfristig nur ca. 20% der aktiven Fonds ihren Vergleichsindex zu übertreffen. Unsere personenbezogene Investmentphilosophie als Dachfondsmanager setzt jedoch gezielt auf die erfolgreiche Auswahl aktiver Manager, die es langfristig schaffen Mehrwerte zu erzielen. Mit dem bereits Anfang März 1999 aufgelegten Sauren Global Growth, einem aktienorientierten Dachfonds, konnten wir bis zum 31. Januar 2015 einen Wertzuwachs von 166,0% erzielen, was 6,3% p.a. entspricht. Anleger, die in einen passiven global investierenden ETF investiert hätten, erzielten gemessen an einem der kostengünstigsten ETFs, dem Vanguard Global Stock Index Fund, lediglich eine Wertsteigerung von 81,1% oder 3,8% p.a. Somit konnten wir mit dem Sauren Global Growth einen jährlichen Mehrwert von 2,5% p.a. gegenüber der passiven Anlagemöglichkeit erzielen. Auf Basis des nachgewiesenen Erfolgs unserer Anlagephilosophie und der Ergebnisse unserer Dachfonds in der Vergangenheit sind wir davon überzeugt mit unserem Ansatz auch in der Zukunft Mehrwerte gegenüber einer passiven Anlage erzielen zu können.
Im Januar 2008 wettete Buffett um 1 Mio. Dollar gegen die New Yorker Hedgefonds-Spezialisten Protégé Partners. Gegenstand der Wette war: Würde es Protégé gelingen, fünf Spitzenmanager für Hedgefonds herauszusuchen, die in der Lage wären, in zehn Jahren gemeinsam den S&P 500-Index zu schlagen? Würden Sie, so wie die Hedgefondsmanager, diese Wette auch eingehen, also dass Ihre Dachfonds auf zehn Jahre einen Vergleichsindex – vielleicht den MSCI World oder den DAX? – schlagen?
Wir sind davon überzeugt, dass wir mit unserer Philosophie langfristig einen Mehrwert gegenüber einem von der Struktur vergleichbaren Index auch in Zukunft erzielen werden. Da beispielsweise der bereits zuvor genannte Sauren Global Growth ein global investierendes Portfolio darstellt, wäre ein Vergleich mit einem globalen Aktienindex als Referenz heranzuziehen. Wir selbst verwenden als Maßstab zur Einordnung der Wertentwicklung auch den MSCI World als Referenzindex, wenngleich die Portfoliostruktur des Dachfonds einen anderen regionalen Schwerpunkt setzt. So macht es aus unserer Sicht für einen in Euro denkenden Investor Sinn einen größeren Anteil seiner Gelder im Euro-Raum bzw. in Europa zu investieren, während der MSCI World einen deutlich höheren Anteil in den USA aufweist. Insofern kann es in unterschiedlichen Zeiträumen sicherlich Wertentwicklungseffekte aus der unterschiedlichen regionalen Allokation im Vergleich zum Index geben. Aber um eine lange Antwort zusammen zu fassen: Ja, ich bin so überzeugt von unserem Ansatz und der detaillierten Analysearbeit bei der Fondsmanagerauswahl, dass ich in eine Wette auf zukünftige Mehrwerte unserer Dachfonds einschlagen würde… da ich jedoch als Dachfondsmanager auf eine breite Streuung und Abwägung von Chancen und Risiken fokussiert bin und nicht auf Wetten, würde der Betrag der Wette sicherlich niedriger ausfallen als bei Warren Buffett.