Als Unternehmer lese ich öfter diverse Ratgeber oder Bücher mit Tipps zur Unternehmensführung und ähnlichen Fragen. Das Buch „Setze dir größere Ziele!“ ist anders, denn einerseits liest es sich über weite Passagen wie ein spannender Roman, und andererseits ist es eine stark verdichtete Management Summary, die das Wesentliche aus rund 50 sehr unterschiedlichen Biographien zusammenfasst, die komplett zu lesen ich wohl sonst kaum die Zeit gefunden hätte.
Bei vielen „Erfolgsbüchern“ bin zugegebenermaßen auch etwas skeptisch, weil ich manchmal den Eindruck habe, dass die Verfasser in ihrem Leben eigentlich bislang nur in einem einzigen Segment erfolgreich waren – nämlich darin, anderen Menschen in Seminaren und Büchern zu erzählen, wie sie erfolgreich werden können. Den Verfasser dieses Buches kenne ich jedoch selbst als sehr geschickten Immobilieninvestor und Inhaber mehrerer Unternehmen in Berlin. Ich selbst als Unternehmer kann eher Ratschläge und Tipps von anderen Unternehmern annehmen als von „reinen Schriftstellern“.
Noch etwas anderes fand ich erfreulich an diesem Buch: Plattheiten über „positives Denken“, „Motivation“ usw., die die Lektüre mancher „Erfolgsbücher“ sehr ermüdend machen, vermisst man in diesem Buch komplett. Zitelmanns Erkenntnisse speisen sich aus drei Quellen: Erstens hat er systematisch Biografien erfolgreicher Persönlichkeiten ausgewertet, zweitens kennt er selbst viele erfolgreiche Unternehmer und hat mit einigen davon auch für dieses Buch gesprochen – so etwa mit beeindruckenden Persönlichkeiten wie Christoph Kahl, Hans Wall, Jürgen F.Kelber oder Harald Christ. Und drittens bringt Zitelmann auch immer wieder Beispiele, die er selbst in seinen verschiedenen beruflichen Karrieren als Verlagsmanager, Historiker, Journalist und Unternehmer erlebt hat. Als Leser des Buches hat man den Eindruck, dass Zitelmann lebt was er schreibt.
Originell ist der Ansatz des Autors, in jeder Biografie nach den individuellen Erfolgsfaktoren zu suchen, ohne sich dabei von Fach- oder Branchengrenzen abschrecken zu lassen. Was er sucht, ist das, was erfolgreiche Menschen miteinander gemein haben, ganz unabhängig davon, auf welchem Gebiet sie ihre Erfolge erreicht haben. Ob es sich um eine Modeschöpferin aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wie Coco Chanel, um erfolgreiche und weltweit bekannte Investoren wie Warren Buffett oder George Soros, um eine Pop-Ikone wie Madonna, einen Fußballer wie Oliver Kahn oder um Unternehmerpersönlichkeiten aus dem Deutschland unserer Tage handelt – Rainer Zitelmann klopft ihre Biografien daraufhin ab, wo und wie sie die entscheidenden Weichen auf dem Weg zu den von ihnen erreichten Erfolgen gestellt haben.
Aus den dabei gewonnenen Erkenntnissen werden dann in jedem Kapitel stringent und bisweilen fast eindringlich und beschwörend Empfehlungen herausdestilliert, die jeder in seinem Alltag unmittelbar umsetzen kann. Diese Empfehlungen reichen von eher grundsätzlichen Themen wie der richtigen Art, seine Ziele zu definieren und nicht aus dem Blick zu verlieren, der Bewahrung der Unabhängigkeit des eigenen Denkens oder Wegen, mit Widrigkeiten und Misserfolgen fertig zu werden, bis hin zu scheinbar nebensächlichen Details. So geht der Autor detailliert darauf ein, wie sich die Effizienz in der täglichen Arbeit steigern lässt, wie Störungen und Unterbrechungen konzentrierter Arbeit vermieden oder zumindest deutlich reduziert werden können. Er beschreibt, wie man sich durch das richtige Austarieren von Spannung und Entspannung vor dem Burnout schützt – immerhin ein Problem, das schon John D. Rockefeller zu einem mehr oder weniger unfreiwilligen achtmonatigen Urlaub nötigte. Der Leser bekommt Anregungen, wie mit Konflikten umzugehen sei oder wie man es am besten vermeidet, sich von kleinen Alltagsproblemen aufzehren zu lassen oder sich für unwesentliche Kleinigkeiten aufzureiben.
Das ständige Bestreben, sich nicht in theoretischen Betrachtungen zu verlieren, sondern aus jedem noch so kleinen Detail möglichst unmittelbar praktisch anwendbare Erkenntnisse abzuleiten, ist ein wesentliches Merkmal dieses Buches. Dieses Prinzip zieht sich vom ersten bis zum letzten Kapitel durch und verleiht dem Buch seinen hohen Nutzwert, der in diesem Fall aber – im Unterschied zu einer ganzen Reihe anderer Ratgeber – keineswegs zu Lasten des Unterhaltungswertes geht. Ich habe jedenfalls beim Lesen des Buches immer wieder geschmunzelt, so etwa, wenn Zitelmann die Erfolgsgeschichte von Beate Uhse erzählt oder dem Leser etwas über geschickte Verhandlungsstrategien berichtet. Gleichzeitig merkt man dem Buch an, dass Zitelmann von seiner ursprünglichen Ausbildung her Historiker ist, denn – wie in einem wissenschaftlichen Werk – wird alles belegt und es finden sich viele Hundert Quellenangaben.
Das Buch aus dem Redline Verlag zwingt den Leser geradezu über sich selbst und seine Lebensplanung nachzudenken. Er stellt sich die Frage, ob er nicht noch erfolgreicher sein könne, wenn er sich – so wie die in diesem Buch vorgestellten Persönlichkeiten – noch größere Ziele setzt.
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